Museumsreise nach Aarhus vom 25. bis 27. August 2023
Fünf Mal Note gut, so fasste eine Teilnehmerin die Reise der Freunde & Förderer des Historischen Museums Frankfurt nach Aarhus zusammen. Diese Bewertung erhielten die Museen und Führerinnen, die landestypischen Speisen und Getränke, das unangestrengte Flair der großen Stadt, das fast durchgängig trockene Wetter und vor allem die überzeugende Reiseplanung.
Insofern auch an dieser Stelle noch einmal das Dankeschön an Sabine Petersen-Spindler und Andrea von Bethmann für die hervorragende Vorbereitung dieser Reise, die schon vor Corona hatte stattfinden sollen und nun endlich entsprechend ihrer Planungen durchgeführt werden konnte.
Das Verständnis für die Entwicklung der zweitgrößten Stadt Dänemarks, ein Handelshafen am Kattegat, brachten uns am Freitag die beiden Führerinnen Katalin Deme und Katrin Atzbach in einer zweistündigen Führung auf Deutsch nahe. Dabei bewunderten wir architektonische Besonderheiten, staunten aber auch über manche Ausführungen, etwa zum dänischen Sozialsystem, zum Gebrauch des Vornamens im Alltagsleben, zur Rolle des Königshauses und zur messbaren Zufriedenheit der Menschen „im Staate Dänemark“. Die Führung endete mit einem Drink auf dem sonnenumstrahlten Dach des Kaufhauses Salling, ein Ort, den viele sicher als eine der schönsten Bars in Dänemark bezeichnen würden.
Das Abendessen im Restaurant „Kohalen“ (Kuhschwanz), gelegen im alten Hafenbezirk, machte die 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kulinarisch mit dem historischen Dänemark vertraut. Das kross gebratene Schweinebauchfleisch war ein Statement mit starker Überzeugungskraft. Am Nachbartisch hielt ein dänischer Traditionsverein seine Versammlung und lud uns zum Mittrinken ein. Eine ganze Reihe unserer Mitreisenden setzten daraufhin ihre Erkundung dänischer Traditionen mittels Akvavit und Porse fort.
Am Samstag nahmen wir mit großem Staunen zur Kenntnis, mit welcher Liebe zum Detail das „Den Gamle By“ (Die alte Stadt) als ein Erlebnismuseum ausgebaut wird. Die Führerin Kitt Boding-Jensen, die den dienstlich verhinderten Museumsdirektor Thomas Bloch Ravn vertrat, zeigte auf, nach welchen Kriterien dort gesammelt wird. Es kann sein, dass eine alte Nescafé-Dose für die Sammlung wichtiger ist als viele gut erhaltene alte Brautkleider.
Erlebnismuseum bedeutet, dass Anfassen und Inszenieren wichtig ist für den Unterhaltungsfaktor. 500.000 Besucher pro Jahr aus ganz Dänemark wollen das Leben in den vergangenen dreihundert Jahren anschaulich mit allen Sinnen begreifen. Der Wiedereintritt in die früheren Wohnwelten kann auch therapeutische Zwecke haben, wie wir eindrucksvoll beim Besuch der Demenz-Wohnung feststellen konnten. Gesundheitszustände und Lebensumstände sind aufs engste miteinander verknüpft, was in diesem Fall mit wissenschaftlicher Begleitforschung zu überraschenden Erkenntnissen führte.
Nach dem Lunch im Museumsrestaurant und einem kurzen Meinungsaustausch zum Museumskonzept des „Den Gamle By“ ergaben sich verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten für den Nachmittag. Einige setzten die Museumsstudien fort, andere suchten Kirchen und Shops auf und eine weitere Gruppe besichtigte das Kunstmuseum AROS mit dem charakteristischen Panorama-Rundgang mit Verglasung in Regenbogenfarben auf dem Dach. Die verschiedenen Einzelausstellungen im AROS fanden große Anerkennung. Direkt neben dem AROS waren die Bodenarbeiten zu sehen für eine unterirdische Erweiterung mit Kuppeldach, gerade so wie der Städel-Anbau in Frankfurt.
Beim Abendessen im Hotel Scandic The Mayor wurden die Eindrücke des Tages in aufgelockerter Runde verarbeitet.
Am Sonntag war die erste Station der Park am Schloss Marselisborg, der Sommerresidenz des dänischen Königshauses. Da Königin Margrethe II und die Familie gerade nicht dort weilten, konnten wir den Park, der im englischen Landschaftsstil angelegt ist, besichtigen und uns beim Gang rund um die Skulpturen mit den beiläufigen Aspekten des königlichen Lebens befassen.
Anschließend ging es weiter zum Museum Moesgaard, wo wir nach dem Gruppenfoto zunächst den Lunch einnahmen. Anschließend trafen wir mit Kuratorin Pauline Asingh zusammen, die mit temperamentvoller Schilderung von der Konzeption des Museums berichtete. Als archäologisches und ethnografisches Museum geht es darum, „die Personen hinter den Objekten“ zu zeigen und mit den heute möglichen szenografischen Mitteln vom damaligen Leben bzw. von besonderen Momenten zu erzählen. Schwerpunkte der Ausstellungen sind die Wikinger-Zeit (800 bis 1066 n. Chr.), der Grauballe-Mann - die am besten erhaltene Moorleiche der Welt - und das „Leben der Toten“ in verschiedenen Kulturen. Die Ausstellungen waren für einige eine Herausforderung, weil meist mehrere Sinneseindrücke gleichzeitig aktiviert wurden, Bewegung, Film, Geräusch - geschickt erzählen die Möglichkeiten der digitalen Darstellung eine Geschichte. Wer Verstehen über das Lesen von Beschreibungstafeln gewohnt ist, hat den Unterschied besonders stark empfunden.
Das nicht einmal zehn Jahre alte Museumsgebäude selbst erwies sich als eine architektonische Attraktion. Das begrünte Dach lud zur Pause ein. Im Park warteten weitere Ausstellungsobjekte auf die Besichtigung.
Mit dem Museum Moesgaard, sicher einer der Höhepunkte, fand die Reise der Freunde & Förderer ihren Abschluss. Nach der Verabschiedung begaben sich die meisten mit dem Bus zum Flughafen Billund und von dort zurück nach Frankfurt, während andere ihren Aufenthalt im Norden noch individuell verlängerten.
Wem es gefallen hat, dem sei zugesagt, dass auch für das nächste Jahr wieder eine Reise der Freunde & Förderer geplant wird.
Mit herzlichem Gruß
Reinhard Fröhlich